Enrique Asensi
1950 geboren In Valencia, Spanien
1972-77 Studium an der Akademie San Garlos in Valencia
seit 1977 lebt und arbeitet in Deutschland
Der bis ins Abgründige vorangetriebene Kontrastreichturn des Materials von Stein und Eisen unter zugleich asketischstem Formbewusstsein charakterisiert die Skulpturen des Spaniers Enrique Asensi. In seiner zurückhaltenden, oft kargen Form scheint der häufig beinahe roh belassene Stein die individuelle Handschrift des Künstlers gleichsam auszulöschen. Was hier auf den Betrachter vielleicht zuallererst hereinbricht, ist der fast schon dem Verschwinden nahe, sehr distanzierte Blick des Künstlers auf sein Werk. Er schafft dies anhand seiner konzeptuellen Strenge und seines Verzichtes auf jedwede Erzählung. Hier prallen mehrere scheinbar unzusammenhängende Welten aufeinander, stehen in ihrer Materie und Ihrem So?Sein, so scheint es zumindest, unversöhnlich gegeneinander ? und werden dennoch vom Künstler in großartiger Weise geeint. Asensi versteht sich auf die Konfrontation, das stete Herantasten an Grenzen, letztlich aber auch auf ihre Überwindung. Die allgegenwärtige Distanz ermöglicht es ihm, eine vorschnelle, allzu romantisch verklärte Sicht einer Einheitlichkeit des Bildobjektes hinauszuzögern. Dem Wunsch noch einer unmittelbaren Ganzheit wird dabei nicht nachgegeben.
Enrique Asensi (Auszug aus: Renée Kilian, M.A., "Die Erschließung der vierten Dimension" in: Katalog zur Ausstellung " ENRIQUE ASENSI ", Galerie Stefan Röpke, Köln 2000)
Die Skulpturen von Enrique Asensi rühren an die großen existentiellen Fragen des Menschen, nämlich an die Frage nach dem Raum und an die Frage nach der Zeit. Zunächst fällt eine formale Strenge und puristische Reduktion sowohl bei der Auswahl der Materialien als auch bei der Formfindung auf. Die Art der Bearbeitung läßt auf Respekt vor der natürlichen Beschaffenheit des Ausgangsmaterials schließen. Der Stein (Anröchter Dolomit, Granit, Quarz, Bergisch?Blau, lbbenbürener Sandstein) wird teils in seiner Urform befassen, teils in der Kontur bearbeitet oder aber auch mit dem Meißel in der Oberflächenstruktur verändert. Dabei folgt Asensi dem Ziel, die dem Stein eigene Struktur herauszuarbeiten, die seiner Natur gemäße Form und somit sein Wesen aufzuspüren und darzustellen. Daraus resultiert auch seine Vorliebe für große Steine, so wie sie dem Steinbruch entspringen, Die Herausforderung, die solche monumentalen Platten an das Können des Künstlers stellen, nimmt Asensi begeistert an, um immer erneut seine eigenen Grenzen auszuloten. Grenze ist ein wichtiges Thema für ihn, sowohl die Grenze des menschlichen Vermögens als auch die skulpturale Grenze im Raum. Begrenzt wird der Stein zunächst durch seine Einfassung aus Stahl. Er wird durch diese stählerne Einrahmung zur Ordnung gezwungen und mit einem konstruierten Maß in Relation gesetzt. Es entwickelt sich eine Wechselwirkung der Formen wie auch der Texturen und Farben. Der Stahl (CorTen-Platten und ?Träger) ist glattpoliert oder er erhält Patina, durch Künstlerhand oder aber durch natürliche Witterung. Die Farbpalette reicht von leuchtendem Rostrot bis zu dunkel?metallisch glänzendem Grau. Die Variationen dieses Themas der Formentsprechungen sind vielgestaltig; der Stein kann einer Stahlstele aufgesetzt oder nebengesetzt sein, selten rahmt der Stein den Stahl ein. Immer jedoch ist eine Kontinuität durch die enge Verbindung dieser beiden Materialien gegeben.
Asensi beschreibt seinen Arbeitsprozeß als die "Suche nach Kraft, Energie, Aura, die vom Material ausgeht". Diese Suche hat meditativen Charakter, das monotone Arbeiten am Stein vergleicht der Künstler mit dem Rhythmus von Tag und Nacht oder dem Rhythmus des Herzklopfens. Seine Werke sollen dem Betrachter als Spiegel dienen, der zum Sehen von gewöhnlich unsichtbaren Dingen befähigt. Der Spiegel als ein Symbol der Imaginationskraft, worin Existenz und Nicht?Existenz, Materie und Geist zusammenfallen und nicht länger Gegensätze sind, ist ein sehr schönes Sinnbild für das Werk Asensis, das nach Vermittlung von Erkenntnis strebt und versucht, an die "Wahrheit" zu rühren.